Frauen gesucht

Frauen zu schreiben fällt mir unglaublich schwer. Ich schiebe es darauf, dass ich generell ein Problem mit den Frauendarstellungen in Film, Fernsehen und Büchern habe, und um Himmels Willen nicht in dieselbe Falle tappen möchte wie hunderte von Autoren rund um den Globus. Wer glaubt, Frauen seien schon lange gleichberechtigt, der irrt, und besonders deutlich wird es wenn man mal genauer hinschaut, wie Frauenfiguren in fiktionalen Texten oder auch im Film dargestellt werden.

Da haben wir zum einen das pseudo-selbständige Wesen, dass innerlich doch nur darauf hofft, Prince Charming zu finden und zu heiraten und sich von ihre Männe „retten“ lässt, und zwar in jeder Hinsicht, und zum anderen die toughe Kampfzicke, die alles besser kann und besser weiß und einfach bloß nervt. (Nicht zu vergessen als dritte Kategorie:  Women in Refrigerators.)

Um es in den Worten von Miranda Hobbes und Carrie Bradshaw zu sagen:

The only two choices for women; witch and sexy kitten.
Oh, you just said a mouthful there, sister.

Bleibt nur noch anzumerken, dass selbst bei “Sex & the City” drei von den vier Hauptfiguren erst zufrieden und glücklich sind, als sie endlich den Mann fürs Leben finden.

Frauen im Fernsehen unterhalten sich immer über Männer oder Jungs, sind grundsätzlich immer nur Polizistinnen geworden, weil ihr Vater es auch war und dürfen Männern ins Gesicht schlagen, ohne dass sie mit Konsequenzen rechnen müssen. Frauen, die tatsächlich in erster Linie Persönlichkeiten mit Tiefe und Verstand sind und nicht die Quotenfrau im Zuge der Gleichberechtigung gibt es äußerst selten. So selten, dass sie einem sofort wie leuchtende Erlöserfiguren scheinen und man dankbar auf die Knie fallen möchte.

Klar gibt es jede Menge Frauen im TV und Büchern, aber mal ganz ehrlich – welche davon mögen wir eigentlich? Buffy durfte sich alles erlauben weil sie ja die Jägerin war, Fred mutierte innerhalb von zwei Staffeln zur personifizierten Mary Sue, und selbst Ginny Weasley diente in erster Linie dazu, Harry Potters Love Interest zu sein.  Woher soll ich da lernen, gute Frauenfiguren zu schreiben? Ich hab ja kaum Vorbilder, an denen ich mich orientieren könnte. Was noch schlimmer ist: kein Wunder, dass meine Figurenensembles immer so gut wie ohne Frauen  auskommen. Denn die klischeehaften Frauenbilder will ich nicht bedienen, andererseits fällt es mir mittlerweile schwer  mir vorzustellen, dass eine Frau eine Geschichte tatsächlich bereichern könnte. Und dass, wo ich selber eine bin. Ich identifiziere mich grundsätzlich immer mit den männlichen Figuren, vielleicht, weil die Autoren da tatsächlich Charaktere schreiben und nicht bloß „Frauen“, und die Figuren so mehr Tiefe und Herz abbekommen.

Meinem NaNoWriMo Projekt mangelt es schon wieder an Frauenfiguren. Ich muss sie mir jetzt mühsam zusammensuchen und zusammenbauen, während meine männlichen Protagonisten schon lange fertig vor mir stehen.

Immerhin, es gibt Hoffnung. Ich habe letztens angefangen „Bones“ zu schauen und war völlig fasziniert von  Brennan. Hurra! Es gibt sie also noch, Frauenfiguren jenseits aller Klischees, die tatsächlich eine plotrelevante Funktion haben und erst in zweiter Linie Frauen sind.

Als kleine Anmerkung: „Rawnina“ hat übrigens ein Mädchen als ersten Protagonist. Ihren Kumpel Julian schreib ich trotzdem lieber.

Kommentare

  • Tina Alba
    6. Oktober 2010

    Da sagste was. Ich bin im Moment komplett überrascht von meinem momentanen Schreibprojekt, das wie ein Orkan über mich hereinbrach, als mich die Lust an allem Angefangenen verließ – „Das Jaus am Ende der Straße“ (dööfster anzunehmender Arbeitstitel) begann mit einer plötzlich in meinem Kopf auftauchenden Protagonistin. Wenig später tauchte ihre fast 40 Jahre ältere beste Freundin auf. Männer nur am Rande. Und was soll ich sagen – es macht Spaß, das zu schreiben!

    reply

Kommentieren