Remember, remember…

…the first of November.

Es dauert nicht mehr lang, dann herrschen weltweit für dreißig Tage Zustände wie kurz vor oder während der Apokalypse; Termine werden verschoben, Schlafgewohnheiten geändert und Gegessen sowieso nur noch, wenn es der straffe Zeitplan erlaubt. Mit anderen Worten: der NaNoWriMo steht vor der Tür. Viermal habe ich bisher teilgenommen, zweimal habe ich ihn verloren und zweimal gewonnen. Wenn ich mich dazu entscheiden sollte, dieses Jahr wieder zum zahlenzählenden Zombie (ZZZ) zu werden, dann geht es um die Wurst – entweder verliere oder gewinne ich zum dritten Mal.

Eigentlich ist die Sache mit dem NaNoWriMo sowieso totaler Wahnsinn. Welcher normale Mensch setzt sich schon hin und versucht neben der Arbeit innerhalb von 30 Tagen 50.000 Wörter zu schreiben, zumal die deutschen Wörter doch immer so ausnehmend lang sind und man gefühlt dreimal so viele Zeichen runterhauen muss wie unsere englischsprachigen Mitstreiter. Bei denen ist jedes neue Wort ein Treffer und wir? Wir haben so Sachen wie „Bundeskegelbahn“ oder „Dampfschifffahrtskapitän“. Na Glückwunsch.

Trotzdem bin ich also wieder versucht, und das, wo ich meine beiden gewonnenen NaNoWriMos nur mit Ach und Krach geschafft habe obwohl ich Studentin war und nicht 40 Stunden pro Woche arbeiten musste, zu denen täglich noch 1 ½ Stunden Arbeitsweg kommen. 90 Minuten nur im Auto sitzen! Das alleine würde ja schon reichen, um 1.000 Wörter in den Computer zu hauen. Außerdem bin ich im November vier Tage in Londinium, und sowieso ist es zeitlich ganz schlecht. Furchtbar schlecht. Ganz mieses Timing.

Aber dann denke ich an die Vorfreude auf diese doofe Veranstaltung, das Plotten und Profil einrichten, das Worte zählen und die kleinen Erfolgserlebnis, wenn man ein Etappenziel erreicht hat. Ich denke an das Gefühl, dass rund um den Globus Tausende von Menschen genauso bescheuert sind wie ich, und plötzlich hab ich wieder Lust. War ja eh noch nie ein normaler Mensch, was macht da eine verrückte Aktion mehr schon aus? Neil Gaiman hat schließlich schon mehrmals aufmunternde Worte für die NaNoWriMo-Streiter gefunden und auf der offiziellen Website gebloggt, so schlecht kann die Gesellschaft also nicht sein.

Also sehe ich mich schon wieder wie ein verrücktes Huhn durch die Gegend rennen und mich zum wiederholten Male fragen, warum ich das tue.

Diesmal wollte ich ganz schlau sein und mich austricksen um mir die Sache leichter machen. Nur dann hat mein ausgetrickstes Ich mich wieder ausgetrickst und nun haben wir den Salat. Ich hatte mir vorgenommen, wenn überhaupt dann mit einem Spaßprojekt teilzunehmen. Mit etwas ganz simplen, das ich einfach so runter schreiben kann.  Ich hatte zwei Figuren grob im Kopf und eine einfache Idee, die vom Anspruch in Richtung der neuen BBC Serie „Merlin“ gehen sollte. Dann machte ich den fatalen Fehler, über besagte Figuren nachzudenken. (Nur machen wir uns nichts vor, Profil brauchen Figuren schon, sonst kann man nicht gut über sie schreiben. Lektion gelernt beim NaNoWriMo 2008. Und 2007.) Und plötzlich haben wir einen Verschwörungsplot, einen intriganten Königshof und einen kränkelnden Kronprinzen, der an Epilepsie leidet. Wann ist das denn passiert? Und wie soll das noch ein einfaches Spaßprojekt werden?

Das kann ja was geben. Ich hoffe inständig, dass ich die Rohfassung von Rawnina vorher fertig kriege, damit ich den Kopf frei habe für meine meuchelnden Monarchen.  Oder vielleicht schreibe ich ja doch was ganz anderes. Über einen Monat haben wir ja noch Zeit.

(Sprach’s und stellte wenig später mit Entsetzen fest, dass der 30. Oktober dieses Jahr viel früher gekommen war als sonst.)

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