Ja hol’s! Ja hol’s! Feeeeeeiiiiiiin.
Ich habe ein Stöckchen von Tina Alba bekommen, dem ich mich beim besten Willen nicht entziehen kann. Elf Fragen übers Schreiben. Hurra! (Ich erkläre diesen Blog hiermit außerdem semi-wiedereröffnet. Wir werden sehen, wie meine Kraxelei aus dem Tal der Schreibblockade so läuft. Der Geist ist willig, aber die Muse ist schwach…)
1. Was magst du am schreiben am liebsten?
Ich mag die Vorstellung, dass ich mit dem Leser in einen Diskurs trete. In dem Moment, in dem meine Geschichten rezipiert werden, werden hoffentlich auch die Gehirnwendungen des Lesers in Gang geworfen, und es steht eine Art Second-Hand – Unterhaltung. Was in meinen Büchern steht, entsteht nicht zuletzt aus der Art, wie ich die Dinge sehe, und entweder stimmt der Leser mir zu oder auch nicht. Was aber in jedem Fall passiert ist eine zumindest unbewusste Verarbeitung von dem, was ich sagen möchte, und das finde ich faszinierend.
Und weniger philosophisch: ich mag einfach „Was wäre wenn“ Szenarios. Wie wäre unser Leben, wenn wir keine Farben sehen könnten? Wenn Deutschland immer noch aus einer Menge Kleinstaaten bestehen würde? Wenn nie Flugzeuge erfunden worden wären? Was passiert mit einem Menschen, wenn er ohne Außenkontakt aufwächst? Ich liebe es, mit diesen Ideen zu spielen.
2. Woher nimmst du deine Ideen, was inspiriert dich?
Oft sind es Orte, die ich entweder im Fernsehen entdecke, oder an denen ich selber war, und deren Eindrücke ich irgendwie verarbeiten muss. Sie setzen oft Denkprozesse in Gang, die sich schnell zu einem ganzen Setting entwickeln. Das müssen nicht zwangsläufig auf den ersten Blick besondere Orte sein – manchmal gibt mir auch ein Hinterhof die zündende Idee. Genauso häufig passiert es mir aber auch, dass Bücher oder Filme mich inspirieren, weil ich über eine Figur gerne mehr gewusst oder ein anderes Ende geschrieben hätte, und daraus entstehen oft ganz eigenständige Ideen.
3. Welche deiner eigenen Figuren magst du am wenigsten? Warum?
Ich glaube das wäre Micha aus „Seelenfänger“, der mir ein wenig zu flach und zu wenig handlungstragend geworden ist. Der Roman entstand im Zuge des NaNoWriMo 2009, und den hastig zurecht gewürfelten Plot merkt man dem Buch stark an. Micha ist, um es krass zu sagen, einfach langweilig.
4. An welchem Ort würdest du gern ein Buch schreiben?
Ich glaube immer an dem Ort, an dem mein Roman spielt. Beziehungsweise, an den mein Roman angelehnt ist. Es war zum Beispiel total inspirierend, nach Schottland zu fahren während ich gerade noch an „Des Königs Krüppel“ schrieb. Große Passagen über die Ba Gleanns sind vor Ort in den Highlands entstanden, weil ich unbedingt die einmalige Atmosphäre einfangen wollte – inklusive Gerüchen und Geräuschen.
Ansonsten? Ich glaube in New York. Das stelle ich mir großartig vor.
5. In welchem Genre bewegst du dich am liebsten, um welches machst du einen Bogen? Warum?
Das sind die beiden Genres, die ich auch am liebsten lese – Fantasy und zeitgenössische Literatur. Ich liebe Fantasy wegen den Möglichkeiten und der schon erwähnten „Was wäre wenn“ Szenarien, und weil es dort möglich ist, völlig andere Gesellschaftsformen auszuloten. Zeitgenössische Literatur liebe ich, weil sie langsamer erzählt werden kann und sich völlig auf die Figuren konzentriert, ohne von einer Actionszene zur nächsten hasten zu müssen, und mir das eigentlich besser liegt.
Ich bin zwar ein großer Vertreter von „Sag niemals nie“ aber ich kann mir nicht vorstellen, jemals einen Thriller zu schreiben. Das würde ich handwerklich einfach nicht packen.
6. Gibt es das für dich – das berühmte Buch, das dein Leben verändert hat?
Ich weiß noch, dass „Mister Gott, hier spricht Anna“ von Fynn mich völlig begeistert und zugleich tief berührt hat. Ich lege es jedem ans Herz, ihr werdet es nicht bereuen.
Handwerklich hat Paul Austers „New York Trilogie“ meine Einstellung zu Büchern und dem Schreiben ins Wanken gebracht und mir völlig neue Sichtweisen auf fiktionales Erzählen eröffnet.
7. Denk mal zurück – was war dein liebstes Kinderbuch?
Das war wohl ganz klar „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler. Ich besitze meine Ausgabe heute noch. Als ich älter wurde, kam Lucy M. Montgomerys „Anne auf Green Gables“ dazu, das ich heute noch gerne lese.
8. Welches Buch war für dich das Ungewöhnlichste, das du je gelesen hast?
Das muss „Travels in the Scriptorium“ von Paul Auster gewesen sein. Ein grandioses Buch, das sich einem erst wirklich eröffnet, wenn man auch die anderen Romane von Auster kennt.
Ungewöhnlich war auch Arundhati Roys „The God of Small Things“. Es hat ein paar Kapitel gedauert bis ich begriffen habe, dass das Buch rückwärts erzählt wird.
9. Mit welcher deiner eigenen Figuren kannst du dich am besten identifizieren?
Vermutlich Noah. Er ist einer meiner Hauptfiguren aus einem zeitgenössischen Projekt, das ich unbedingt schreiben möchte, und mir in vielem recht ähnlich. Davon abgesehen haben sicherlich auch all die kleinen Rebellen und Revoluzzer, die sich in fast allen meinen Geschichten finden, zumindest meinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn geerbt.
10. Hast du ein Lieblingsprojekt? Welches? Warum?
Ich glaube mein Lieblingsprojekt ist „Dämonenland“, an dem ich seit fünf Jahren herumtüftele und mit dem ich auf keinen grünen Zweig komme. Aber ich finde die Hintergrundidee so genial, dass ich mich nicht davon trennen kann.
Von den tatsächlich geschriebenen Projekten haben ganz klar meine Meuchelnden Monarchen die Nase vorn. Ich liebe die Welt, und jede einzelne Figur darin, und werde hoffentlich eines Tages dazu kommen, das Buch zu überarbeiten und den Schliff zu geben, den es verdient.
11. Dein Rat an jemanden, der mit dem schreiben anfangen möchte?
Holt euch einen ehrlichen Testleser, und seit kritikfähig. Seit bereit, stetig zu lernen und stellt die Geschichte über euer persönliches Ego. Nur wenn ihr bereit seit, zum Wohle der Geschichte eure Lieblingspassage zu streichen, kann aus eurem Roman etwas richtig großes werden.
Meine Fragen gehen an:
1. Du musst in ein völlig anderes Genre umsatteln – welches nimmst du?
2. Welchen deiner fiktiven Orte möchtest du einmal besuchen?
3. Wie plottest du? Oder schreibst du, wie Stephen King, einfach drauf los?
4. Wie lange brauchst du im Durchschnitt für einen Roman?
5. Welches Buch würdest du jedem Leser ans Herz legen?
6. Kannst du gut mit Kritik an deinen Geschichten umgehen?
7. Was ist deine größte handwerkliche Schwäche, was dein Schreiben betrifft?
8. Gibt es ein spezielles Thema, das sich in deinen Projekten wiederfindet?
9. An wievielen Projekten gleichzeitig arbeitest du in der Regel?
10. Hurra, die FAZ rezensiert dein Buch! Was würdest du dir als idealen Inhalt des Artikels wünschen?
11. was dürfen wir als nächstes von dir erwarten?