"Auld Reekie", also "Alter Stinker", ist der liebevolle Beiname, den die schöne Stadt Edinburgh trägt und er lässt erahnen, wie es damals dort ausgesehen, bzw. gerochen haben muss. Es ist auch der Ort, an den ich mich in den letzten Wochen gedanklich verkrochen habe (dort und unterwasser, aber das ist eine andere Geschichte--literally), denn getreu dem Motto  "Never give up. Never surrender" versuche ich nun zum gefühlten vierundneunzigsten Mal, den Spionen Leben einzuhauchen. In Auld Reekie.

Im September hab ich meinen Koffer gepackt und bin nach jahrelanger Ankündigung ("Ich müsste mal nach Schottland!") mit ein paar Freundinnen für eine Woche in die Highlands entschwunden. Mein Gott, was für ein herrlicher Fleck Erde. Ich bin ja schon mit hohen Erwartungen in die Gegend gefahren, aber die hat Schottland ganz locker übertroffen. Aus den Hochlanden mitgebracht habe ich mir entsprechend nicht nur eine dicke Erkältung, sondern auch Unmengen von Inspiration. Leider für's falsche Buch.

In den letzten Tagen lief es mit dem Plotten nicht so gut. Irgendwie konnte ich nur noch im Kreis denken und die Kurzgeschichten, an denen ich für Anthologieausschreibungen arbeiten wollte, fluppten auch nicht so recht. "I'm creatively constipated", sagte gestern die Hauptfigur einer US-Sitcom und bingo, so in etwa geht's mir auch grade. Also hab ich heute beschlossen, mich freizuschreiben.

Es fällt schwer einen Roman mit Setting London zu plotten, während in den Straßen der Stadt Krieg herrscht. Ich liebe die Stadt und habe viele Freunde dort, und die Nachrichten der Aufstände und Plünderungen gehen mir unglaublich nahe. London ist so was wie mein zweites zu Hause, und obwohl der Ärmelkanal zwischen mir und der Stadt liegt fühlt es sich doch an, als würde die ganze Geschichte vor meiner Haustür stattfinden. Nichtsdestotrotz habe ich heute die Planungen für mein Romankonzept (endlich, endlich!) abgeschlossen. 

Ich muss dringend meinen Roman plotten. ganz dringend sogar.  Der Antagonist muss ausgetauscht werden, der Plot braucht etwas mehr Action, ich muss Richard Armitage als Nebenfigur einbauen, die Hintergrundgeschichten der Hauptfiguren müssen verfeinert werden und so weiter und so fort. Was natürlich im Endeffekt bedeutet, dass ich...

So. Ich war es endgültig leid, von Spambots schikaniert zu werden und habe vorhin einen Captcha installiert. (Icke! Ganz alleine!) Ich hoffe, er wird mir treuer Begleiter werden und mir dubiose Links in Zukunft ersparen. Alles bitte mal die Daumen drücken. Was das Schreiben betrifft, habe ich gefühlt einen guten Sprung nach vorne gemacht. Zwar haben weder „Rawnina“ noch ich es zu einem Agenturvertrag gebracht, aber es gab eine sehr nette und motivierende Rückmeldung, von der ich immer noch zehre. Die begründete Absage, die schließlich kam, konnte ich dann auch voll und ganz nachvollziehen. Schade ist es natürlich, aber ich halte es wie eine befreundete Autorin, die gerne Beckett zitiert: Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail better.

Momentan gibt es wenig Neues zu berichten. Ich werkle weiter an der Leseprobe für „Rawnina“, da allerdings dieses Wochenende die Buchmesse in Leipzig stattfindet (und ich schon wieder nicht da bin!) und die Agenturen danach entsprechend zu tun haben werden, lasse ich mir auch noch ein bisschen Zeit. Immerhin liegt die Leseprobe aber momentan bei zwei Testlesern, nachdem ich sie auch schon ein weiteres Mal überarbeitet hatte. Es geht vorwärts! Okay, eine kleine Neuigkeit hab ich vielleicht doch.

Beflügelt von der Anthologieausschreibung, bei der meine Geschichte „Der Schützling“ ein zu Hause gefunden hat, habe ich jetzt endgültig beschlossen, dass ich mir „Rawnina“ vornehmen werde, um mich damit auf Agentursuche zu begeben. Immerhin gibt es in dem Roman einen Zirkus, Werwölfe, Steampunk, Luftschiffe, und zwei Hauptfiguren, die an meine Helden aus Kindertagen angelehnt sind. Und als Sahnehäubchen obendrauf noch das Land „Rawnina“ selber, das an das Russland des frühen 19. Jahrhunderts angelegt ist. Eigentlich doch eine ganz coole Mischung, oder?

Manchmal dauert es ewig, bis ich für eine neue Figur ein passendes Gesicht oder noch schlimmer, einen passenden Namen gefunden habe. Bei der Dame, die kürzlich zu meinen meuchelnden Monarchen dazu stieß ging alles ganz erstaunlich schnell. Das lässt mich hoffen, dass die Figur schön rund wird und sich gut schreiben lässt. Vor allem aber bin ich aufgeregt, weil ich mir mit Jean erlaube, meinem Lieblingsfilm aus Kindertagen ein kleines Kopfnicken zu gewähren (die überschwängliche Kusshand wäre vermutlich zu auffällig).